Herr Heidemann, seit wann gibt es die 4-Tage-Woche bei IK Elektroanlagen und warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?
Tobias Heidemann: Die Option zur 4-Tage-Woche gibt es bei uns seit Anfang des Jahres 2024 für alle Mitarbeitenden auf der Montage. Die Idee kam tatsächlich aus dem Team – einige Kolleginnen und Kollegen haben den Wunsch geäußert, ihre Arbeitszeit auf vier Tage zu verteilen. Gerade auf der Baustelle sind die Fahrzeiten oft lang, und da war der Gedanke naheliegend: Lieber an vier Tagen länger arbeiten – dafür drei Tage frei haben. Durch die zusätzliche Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 38 Stunden bei gleichbleibendem Lohn war die Umstellung gleich doppelt positiv.
Gab es Vorbilder oder Erfahrungen, an denen Sie sich orientiert haben?
Ja, ein Unternehmen aus unserem Verbund hatte das Modell bereits eingeführt – mit durchweg positiven Rückmeldungen. Das hat uns zusätzlich ermutigt. Und natürlich ist es auch ein starkes Signal für neue Bewerberinnen und Bewerber, dass wir auf die Lebensrealität unserer Teams eingehen.
Was sagen die Mitarbeitenden zur Umstellung?
Die Rückmeldungen sind überwiegend positiv. In einer internen Umfrage gaben 100% der Mitarbeitenden an, dass sie die 4-Tage-Woche beibehalten möchten. Die Mehrheit fühlt sich produktiv, schafft ihre Aufgaben problemlos oder mit etwas Umstellung und freut sich über mehr Zeit für Familie, Erholung und persönliche Interessen. Auch die Work-Life-Balance und das Stressniveau haben sich laut Angaben der Befragten überwiegend verbessert. Herausforderungen bei Erreichbarkeit oder Kommunikation gab es kaum.
Wo sehen Sie Vorteile – für Mitarbeitende und für das Unternehmen?
Für Mitarbeitende ist der größte Vorteil ganz klar die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Ein zusätzlicher freier Tag pro Woche bedeutet mehr Zeit zum Leben.
Aus Unternehmenssicht ist das Modell ein starker Baustein für die Mitarbeiterbindung und macht uns als Arbeitgeber attraktiver – gerade im Wettbewerb um Fachkräfte. Außerdem sehen wir, dass die Motivation und Zufriedenheit in den Teams steigt.
Gibt es auch Herausforderungen oder mögliche Nachteile?
Natürlich. Die 4-Tage-Woche erfordert eine sehr gute Abstimmung im Team. Projekte müssen weiterhin termingerecht abgeschlossen werden, und die Arbeitsdichte an den vier Tagen steigt. Nicht jeder Mitarbeitende empfindet das als angenehm. Auch aus Unternehmenssicht ist es eine Herausforderung, eine gleichbleibend hohe Qualität und Kundenverfügbarkeit sicherzustellen. In der Verwaltung ist dieses Modell aktuell nicht umsetzbar – hier müssen andere flexible Lösungen greifen.
Was spricht aus Sicht der Mitarbeitenden gegen die 4-Tage-Woche?
Für einige kann die längere tägliche Arbeitszeit belastend sein – vor allem, wenn der Arbeitstag ohnehin durch weite Anfahrtswege lang ist. Auch private Verpflichtungen am Abend oder der Wunsch mit den Kindern noch den Abend zu verbringen, könnten dadurch schwieriger zu koordinieren sein. Manche bevorzugen lieber geregelte, kürzere Arbeitstage.
Und was spricht aus Unternehmenssicht gegen das Modell?
Eine gewisse Planungsunsicherheit ist da. Wenn mehrere Teams unterschiedliche Arbeitszeitmodelle nutzen, braucht es eine gute Organisation, um Abläufe nahtlos zu gestalten. Auch in puncto Kundenservice und Erreichbarkeit müssen wir klar kommunizieren, wann wer im Einsatz ist.
Gibt es auch Unterschiede im Urlaubsanspruch?
Ja, die gibt es. Wer eine 5-Tage-Woche arbeitet, hat über das Jahr verteilt je nach Zugehörigkeit 30 Urlaubstage – also 6 Wochen. In der 4-Tage-Woche reduziert sich dieser Anspruch auf 24 Urlaubstage – ebenfalls 6 Wochen. Der Anspruch passt sich also an die tatsächlichen Arbeitstage an. Wichtig ist: Beide Modelle garantieren gleiche Erholungszeit.
Welche Benefits bietet IK Elektroanlagen über die 4-Tage-Woche hinaus?
Neben der 4-Tage-Woche gibt es bei uns eine ganze Reihe an Vorteilen, die wir für unsere Mitarbeitenden zielorientiert anbieten.
Wie geht es weiter mit der 4-Tage-Woche?
Wir beobachten die Entwicklung sehr genau. Mittlerweile sind alle Teams komplett auf das Modell umgestiegen. Wichtig ist, dass es zu den Menschen und zum Projektalltag passt. Unsere Überzeugung bleibt: Arbeit soll ins Leben passen – nicht umgekehrt. Die Mitarbeitenden im Büro arbeiten derzeit noch 5 Tage.